Geistliches Wort

„Allein den Betern kann es noch gelingen …“

„Ich schalte den Fernseher schon gar nicht mehr an. Die vielen täglichen Hiobsbotschaften belasten mich sehr.“ Mit diesen Worten schüttete mir eine Frau ihr Herz aus. Sie hat Angst. Angst in diesen wirren Zeiten. Erst Corona, dann der unsichere Arbeitsplatz ihres Mannes, jetzt der Krieg in der Ukraine. Und dann?

Wie wird man mit diesen Sorgen und Ängsten fertig?

Was ist zu tun?

Noch in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts war es bei uns zu Hause so     – und diese Situation galt damals für die meisten christlichen Familien, – dass man jeden Abend (knieend) den Rosenkranz betete. Nach vollbrachter Arbeit, kurz vor dem Zubettgehen, gehörte das Gebet zum festen Bestandteil des christlichen Familienlebens. Freud und Leid, Sorgen und Trauer, alles wurde in das Gebet hineingenommen. War das für manchen vielleicht nur ein gewohntes Ritual, so drückte das allabendliche Gebet aus: „Wir glauben an Gott, der unser Vater ist. Von Ihm sind wir abhängig; alles Wohl und Weh kommt von Ihm. Und nichts ist selbstverständlich – alles ist Gnade, ist Geschenk! Ihm sei Lob, Dank und Anbetung.“

Dieser Brauch des familiären Gebetes ist größtenteils verschwunden.

Mit dem Wohlstand, dem Wirtschaftswunder, mit den goldenen 60iger Jahren, dem Einzug des Fernsehers in die Wohnungen, allen anderen Medien und Zerstreuungen, rückten nun andere Gewohnheiten an die Stelle des gemeinsamen Gebetes.

Und 70 Jahre Frieden und Wohlergehen haben die Not größtenteils vergessen lassen. Existenznöte sind für die meisten von uns verschwunden. Der Mensch hat es scheinbar allein geschafft. Er hat Wohlstand und Frieden, nie dagewesenen Luxus und grenzenlose Freizügigkeit geschaffen – ohne Gott.

Doch nun kommen Krieg, Trauer und Leid wieder ganz nah an uns heran. Vieles, was uns bisher wichtig war, wird nun Nebensache. Der Mensch steht ohnmächtig vor Gewalt und Auseinandersetzung. Wo ist Hoffnung, wo Trost, wo Hilfe, wenn der Mensch an seine Grenzen stößt?

Es ist gut, den Fernseher bei Zeiten auszuschalten, sich nicht unentwegt mit Nachrichten zu belasten. Noch besser ist es, den Rosenkranz wieder hervorzuholen und gemeinsam in der Familie zu beten. In Gemeinschaft die Knie zu beugen und zu bekennen: „Der liebe Gott ist auch noch da!“

Wohl dem, der beten kann!  Denn das Beten ist heute auch keine Selbstverständlichkeit mehr. Das Gebet ist die Erhebung der Seele zu Gott. Das Gebet lässt mich mit Gott sprechen. Das Gebet schenkt Ruhe, Frieden und Geborgenheit.

Und der Rosenkranz ist die Gebetsform für unsere Zeit. Es wurde von der Gottesmutter in Lourdes und Fatima eindringlich empfohlen. Es ist ein meditatives, betrachtendes Gebet.

Beten wir täglich gemeinsam den Rosenkranz. Halten wir das Familiengebet in Ehren. Beten wir für die, die nicht mehr beten können, und für alle, die der Barmherzigkeit Gottes am meisten bedürfen.

Das ist eine angemessene Antwort auf die Nöte unserer Zeit.

Wie treffend formulierte es Reinhold Schneiders:

„Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten und diese Welt den richtenden Gewalten durch ein geheiligtes Leben abzuringen“.

(Pater Chr. Schneider)